Haul

Hintergedanken

sPectre starrte auf die Daten, die er gesammelt hatte. Er war nicht wirklich überrascht. Tatsächlich hatte er es schon die ganze Zeit gewusst. Aber es war eine Sache zu jammern und eine ganz andere harte, solide Fakten vor sich zu haben. Eine lange Zeit verging, während er sich an die Tatsache gewöhnte, dass seine schlimmsten Befürchtungen nicht mal die halbe Wahrheit waren.

Wenn die Fakten vor seinem Gesicht der Wahrheit entsprachen, dann war jeder, der das wusste, so gut wie tot. 'Oder wäre es zumindest, wenn er dumm genug wäre irgendjemand davon zu erzählen. Nicht, dass ihm jemand Glauben schenken würde, ausser er hätte meinen Hintergrund.'

Also stellte er sich die Frage, wie er sein Wissen mitteilen konnte ohne unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er brauchte jemand, jemand der einen plausiblen Grund hatte, die gleichen Fakten zu entdecken wie er selbst, aber ohne jede sonstige Verbindung zwischen ihnen beiden. Seine Finger tanzten über die Tastatur, während er eine Suchanfrage formulierte. Spracherkennung hatte ihn nie überzeugen können. Er konnte schneller denken und tippen, als er reden konnte.

Namen erschienen auf seinem Bildschirm. Nur durch einen Blick bewegte er den Zeiger über den Schirm und öffnete die interessanten Files. Der Eye Tracker war seine einzige "Konzession an die Degeneration," wie er es nannte. Ausserdem konnte er so den Zeiger bewegen ohne die Finger von der Tastatur nehmen zu müssen.

Ein Name erregte seine Aufmerksamkeit. 'Perfekt,' dachte er und begann ein tödliches Netz an Informationen zu erzeugen, in dem er sein Opfer zu fangen gedachte.

Freddy Cones reichte seinen Reisekoffer dem niedlichem Flugbegleiter und liess sich in einen Sitz am Fenster fallen. Das Shuttle würde ihn zum FTL[1] Sprungschiff ausserhalb des Asteroidenfeldes bringen. Von einer Militärbasis würde er dann einen zivilen Flug nach Vera Cura nehmen, den wohl berühmtesten Ort, um seine Mussestunden zu verbringen und eine Menge Geld auszugeben. Er freute sich darauf. Das Projekt hatte ihm ein kleines Vermögen eingebracht, er konnte es sich also leisten ein wenig davon ohne nachzudenken zu verschwenden. Seine Gedanken waren bereits dort, in den perfekten Höhlen, der tagelange, fantastische Sex, den er haben würde. Mit einem Grinsen im Gesicht nahm er sich einen Trinkbeutel aus dem dargebotenen Korb und zog den Stöpsel vom Strohhalm. 'Künstliche Schwerkraft wäre wirklich schön. Ich frage mich, wie weit Steven mit seiner Forschung gekommen ist, während ich hier festsass. Vielleicht hatte er endlich den Durchbruch, auf den er schon seit 10 Jahren hofft.' Einige weitere Personen machten den Flug mit. Bald waren sie fröhlich dabei sich zu unterhalten und prahlten voller Hingabe über ihre Pläne für die nächsten Wochen.

Draussen öffneten sich die grossen Schleusentore und erlaubten dem nackten Auge einen Blick auf die getarnte Startröhre die durch viele Kilometer massiven Fels zur Oberfläche des Asteroiden führte. Der Stress und die Aufregung forderten ihren Tribut. Freddy fühlte sich sehr müde. Der Strohhalm rutschte aus seinem Mundwinkel und seine Augen schlossen sich.

Eine Minute später setzte seine Atmung aus. Die Türen des Shuttles öffneten sich und einige Dexter mit Gasmasken kamen herein, um die Toten und ihre Besitztümer dem Recycling-System der Basis zu übergeben. Nach nicht einmal einer halben Stunde waren alle Spuren des Vorfalls verschwunden. Das Shuttle fuhr zurück in die Parkposition, alle Systeme wurden heruntergefahren, bereit für die nächste Gruppe von Personen auf dem Weg in ihren Urlaub.